Ziel des Vertrages ist es, eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsanalyse zu erstellen, um den Edinger Bürgern ein konkretes Angebot zur Umstellung ihrer Heizanlage auf Nahwärme zu machen, berichtet der Verein „Wir sind Edingen e. V.“. Der Vorsitzende Jonas Hofmann betont, dass man nun einen großen Schritt vorangekommen sei. Mit Viessmann habe man einen starken Partner, der weitreichende Erfahrungen auf dem Gebiet der technischen Entwicklung sogenannter Bioenergiedörfer besitzt. Nachdem in den vergangenen Monaten mehr als 100 Edinger Haushalte konkretes Interesse an einer Umstellung auf eine Nahwärmeversorgung angemeldet hatten und mittlerweile wichtige Daten wie Brennstoffverbrauch und Alter der Heizung in den Häusern erfasst wurden, habe man nun eine solide Datenbasis für konkrete Planungen.
Regionale Biomasse als Brennstoff
Im Rahmen der Untersuchungen werden verschiedenste Versorgungsvarianten betrachtet. „In erster Linie wollen wir vor allem regionale Biomasse verwenden, also holziges Material, das sowieso anfällt“, so Jonas Hofmann. Da kommt dem Standort eines Heizkraftwerkes eine besondere Bedeutung zu. Hier kämen Grundstücke im Bereich neben dem Gelände der Kläranlage des Abwasserverbandes Mittlere Dill in Frage. Gelingt es hier ein Heizkraftwerk wirtschaftlich darzustellen, können verschiedene Synergieeffekte genutzt werden. So soll zunächst untersucht werden, inwieweit Wärmeüberschüsse durch die Faulgasverstromung im Sommer oder ein zusätzlicher Wärmebedarf an der Kläranlage im Winter vorhanden ist und wie man dies gemeinsam nutzen könne. Auch könnte günstiger Strom aus einem zusätzlichen Blockheizkraftwerk (BHKW) geliefert werden, während die Wärme in das Nahwärmenetz eingespeist wird. Ein weiterer Vorteil wäre die vorhandene Infrastruktur für die Anlieferung des Brennstoffs, da die Zufahrt nicht durch Wohngebiete führt. Erste, erfolgsversprechende Gespräche dazu gab es bereits und der Abwasserverband unterstützt dieses Vorhaben. Auch die Nutzung der Sonne zur Wärmeerzeugung im Sommer ist ein Thema.
Sinns Bürgermeister Hans-Werner Bender sieht große Chancen für die Umsetzung: „Wir waren noch nie so nah dran, das erste Bioenergiedorf im Lahn-Dill-Kreis zu werden. Jetzt sollten wir die Chance nutzen, dies auch zum Ziel zu bringen“. Er rät nun jedem Edinger Haushalt, der noch unschlüssig ist, noch einmal zu prüfen, ob ein Anschluss nicht doch in Frage käme. Denn wo das Netz letztlich entlanggelegt wird, entscheide sich anhand der Häufung der Interessenten.
Projekt mit breiter Unterstützung
Welche Bedeutung das Projekt für die Region hat, zeigt sich an den Unterstützern. Neben der Gemeinde Sinn sind vor allem die EAM EnergiePlus GmbH und der Lahn-Dill-Kreis intensiv an den Planungen beteiligt. Der Klimaschutzmanager des Lahn-Dill-Kreises Ingo Dorsten ist beeindruckt von dem ehrenamtlichen Engagement der Planungsgruppe des Vereins „Wir sind Edingen e. V.“. „Ohne die sehr zeitintensive Arbeit der aktiven Gruppe wäre man noch längst nicht soweit. Jetzt gibt es einen konkreten Fahrplan, der am Ende entscheidet wie es weitergeht“, so Dorsten. Er betont, dass das Edinger Projekt zukunftsweisend für den Kreis ist. So gibt es im Ort über 400 Zentralheizungen, von denen mehr als 60% in den kommenden Jahren zum Austausch anstehen. „Wir reden da über 2,5 b bis Mio. Euro, die alle Haushalte zusammen investieren müssen“, so Dorsten. „Wertschöpfung und Unabhängigkeit von fossilen Energien ist da ein großes Thema. Ziel ist es, die Stoffkreisläufe durch dieses Projekt zu schließen.“ So kann ein erheblicher Teil des Brennstoffs von den kommunalen Grüngutsammlungen und aus Landschaftsholz der Region gewonnen werden. Diese Materialvariante wird mit in die Überlegungen einbezogen und erste Gespräche laufen derzeit.
Energiegenossenschaft als Träger
Mit dem Abschluss des Vertrages zur Konzeption des Projektes ist einer von vielen Meilensteinen erreicht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gründung einer Energiegenossenschaft, die eine Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Betrieb eines zukünftigen Nahwärmenetzes und Heizkraftwerkes ist. Dies soll nach dem Willen der Planungsgruppe in den kommenden Monaten erfolgen. „Es bleibt viel zu tun“, so Jonas Hofmann und er ergänzt: „Wir wollen noch weitere Bürgerinnen und Bürger für unser Projekt gewinnen.“