Top-Info-Tag der SHK-Innung Dillenburg steht unter dem Motto „Wärmewende 2.0“
SHK-Europameister Simon Dorndorf, SHK-Innungsobermeister Stefan Zienert (vorne, v.li.), Karsten McGovern von der Landesenergieagentur Hessen, Sebastian Hoffmanns von der Kreishandwerkerschaft Lahn-Dill, Sebastian Möll vom DHK-Fachverband Hessen und Ingo Dorsten, Klimaschutzmanager des Lahn-Dill-Kreises (hinten, v. li.). Foto: SHK-Innung Dillenburg
Schon lange brennt der Dillenburger Innung Sanitär, Heizung, Klima (SHK) das Thema Klimaschutz „unter den Nägeln“. Schließlich sind die SHK-Betriebe vor Ort die Umsetzer der Wärmewende. Immer wieder ist es deshalb das Thema bei ihrem Top-Info-Tag, zu dem sich die Innungsbetriebe mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft austauschen. Auch der erste erste Top-Info-Tag 2022 in der KuSch Herborn mit rund 60 Teilnehmenrn widmete sich dem Thema mit dem Titel „Wärmewende 2.0“ – diesmal allerdings mit anderen Vorzeichen.
Ingo Dorsten, Klimaschutzmanager des Lahn-Dill-Kreises, brachte es in seiner Rede auf den Punkt: „Der Ukraine-Krieg stellt eine Zeitenwende beim Thema Energie dar.“ Nie zuvor seien so viele Anfragen wegen Heizungswechsel bei ihm eingegangen. Der Grund dafür liegt in dem extremen Preisanstieg von Öl und Gas. Und so meinte auch Landrat Wolfgang Schuster (SPD): „Betriebswirtschaftlich und klimafreundlich schließt sich nicht aus. Es sind zwei Seiten einer Medaille.“ Aber erst jetzt sei die Diskussion um die fossile Primärenergie in der Gesellschaft richtig entbrannt.
Die Wärmewende braucht Fachkräfte Die vermehrten Anfragen zur Heizungserneuerung bringen die SHK-Betriebe jedoch in Bedrängnis, denn es mangelt ihnen an Fachkräften – 60.000 fehlen deutschlandweit. „Die Crux ist: Wir können nicht mehr als arbeiten“, sagte SHK-Innungsobermeister Stefan Zienert. Hier sicherte Wolfgang Schuster den Innungsbetrieben seine Unterstützung zu: „Unsere Aufgabe ist es, sie zu stärken und viele junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, um die Energiewende vor Ort stemmen zu können.“ Wie dramatisch der Fachkräftemangel ist, machte denn auch Ingo Dorsten deutlich: „Allein der Tausch aller Heizungen im Landkreis, die über 20 Jahre alt sind, ist aktuell nicht möglich.“ Dabei ist es dringender denn je: „Wir sind auf dem Vier-Grad-Pfad“, so Dorsten. Das heißt: Im Moment ist bis zum Jahr 2100 sogar eine Klimaerwärmung um vier Grad wahrscheinlich und eine Begrenzung auf zwei Grad schon nicht mehr realistisch.
Wärme ist essenziell für den Klimaschutz Karsten McGovern von der Landesenergie-Agentur Hessen unterstrich die hohe Bedeutung des Wärmesektors für den Klimaschutz mit Zahlen: In Hessen lag sein Anteil am Endenergieverbrauch im Jahr 2020 bei 41 Prozent, von denen aber nur zehn Prozent durch Erneuerbare Energien gedeckt wird. Dementsprechend plant das Land Hessen weitere Erneuerbare Energien zur Erzeugung von Wärme zu erschließen und den Umbau der Wärmversorgung in großem Maßstab voranzutreiben. Doch das alleine reiche nicht aus: Darüber hinaus müsse die Energieeffizienz gesteigert und mehr Energie gespart werden. Hierzu biete die Landesenergieagentur unter anderem Fördermittelberatung (www.lea-hessen.de) und Energiespartipps (www.hessen-spart-energie.de).
Entlastung fürs Handwerk schafft Zeit für Umsetzung In die gleiche Richtung geht auch der Klimaschutzmanager des Landkreises mit dem Angebot auf der Webseite www.energie-klima-ldk.de: Hier finden Bürger vielfältige Unterstützung bei der Umsetzung ihrer persönlichen Energiewende – mit Energiesprechstunden und -checks, Fördermittelberatung, Terminen zu Infoveranstaltungen und vielem mehr. Denn eins sei klar: „Es gibe nicht die eine Heizungslösung für alle“, so Dorsten. Vielmehr stehe sie in Zusammenhang mit den Ressourcen bzw. Möglichkeiten vor Ort – und müsse mit dem gesamten Energiekonzept betrachtet werden. Hier will der Landkreis durch Information sowie Beratung unterstützen – und das Handwerk entlasten, um ihnen so mehr Zeit für die Umsetzung zu geben. Klare Worte, was das SHK-Handwerk braucht, fand dann auch Innungsobermeister Zienert: „Abbau der Bürokratie, eine verlässliche Förderkultur, Unterstützung bei der Aufklärungsarbeit der Endkunden hinsichtlich Energieverbrauch und Einsparungen sowie Hilfe von Seiten des Kultusministeriums zur Verbesserung der schulischen Ausbildung von Fachkräften.“
Vernetzt denken Immer wieder fiel beim Top-Info-Tag das Stichwort Vernetzung: „Ein Einzelner kann die Energiewende nicht stemmen. Nur gemeinsam kriegen wir es hin“, meinte dann auch Dr. Andreas Brors von der EAM EnergiePlus GmbH. Dabei brachte er mit der Sektorenkopplung, also der Vernetzung der drei energiewirtschaftlichen Sektoren Wärme, Strom und Verkehr, eine weitere Dimension ins Spiel, die als Schlüsseltechnologie auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität gilt. Ziel ist es, Energie zur richtigen Zeit am richtigen Ort einsetzen zu können. Damit einher geht die Entwicklung der Netze zu Plattformen für das Management der dezentralen Energieerzeugung. „Wir müssen uns alle auf den Weg machen“, so Brors abschließend.
Fazit: Der erste Top-Info-Tag der SHK-Innung in 2022 war ein Abend, an dem die vielen Probleme rund um die Energiewende „auf den Tisch kamen“, aber mit ihnen auch viele Lösungsansätze der einzelnen Akteure. Dabei kommt es nicht zuletzt auch auf den Kunden an, der mit seiner persönlichen Energiewende den Klimawandel mitträgt. Das Netzwerk, um ihn dabei zu unterstützen, befindet sich hier in der Region im steten Austausch – wie beim Top-Info-Tag.